Nach dem 4:0-Heimsieg gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern München hoffte FC-Trainer Klaus Schmischke, dass nun der berühmte Knoten bei seinem Team geplatzt sei und der 1. FC Köln nun seiner Favoritenrolle in der 2. Bundesliga Süd gerecht würde. Nach dem wenig glücklichen Liga-Auftakt in Sand ging es am 4.10.2009 zum Auswärtsspiel zum ASV Hagsfeld nach Karlsruhe, der diese These im eigenen Stadion natürlich sofort wiederlegen wollte.
Doch nach dieser sportlichen Kontradiktion sah es schon sehr bald nicht mehr aus: bereits nach sechs Spielminuten waren die ersten beiden Gäste-Großchancen durch Nicole Bender und Bilgin Defterli notiert, das Spiel hatte sich praktisch mit dem Angriff in Richtung des Vereinsheims verlagert - und dort stand Stefanie Schäfer im Tor der Gastgeberinnen. Auch wenn nach einer ersten Welle der Druck auf das Schäfer-Tor wenigstens etwas abnahm, die erste Viertelstunde gehörte einzig und allein dem 1. FC Köln - wobei man zu den Karlsruherinnen sehr löblich anmerken muss, dass sie, zum Beispiel im Unterschied zum ersten FC-Auswärtsspiel beim SC Sand durchaus versuchten, mit spielerischen Mitteln gegen den Gegner aus dem Rheinland zu agieren - doch davon hatten die Akteurinnen in den roten Trikots einfach zu wenig. Schnell erhöhte sich auch wieder der Druck auf das Tor der Gastgeberinnen, insbesondere zwei Torchancen nach Pässen von der starken Patricia Hanebeck aus dem Mittelfeld vor der 20. Minute waren dabei zu nennen, allerdings vergaben Sonja Fuss, Yvonne Zielinski und Defterli jeweils gute Gelegenheiten und offenbarten die eklatant schlechte Chancenverwertung. In der 21. Minute musste Defterli die Führung einfach erzielen, als Hanebeck eine Flanke über Schäfer hob, doch wie die türkische Nationalspielerin aus maximal zwei Metern vor dem völlig leeren Tor über den Ball trat, musste die mitgereisten FC-Fans schon an Sturm-Akrobaten der Vereinsgeschichte wie Stefan Kohn erinnern. Eine Minute später fiel dann doch der erlösende Treffer - dieses mal machte es Defterli besser und hielt ihren Kopf in einen Fuss-Freistoß von der linken Seite zum 1:0. Auch in der restlichen Halbzeit tat sich der ASV extrem schwer damit, wie schnell die Geißböcke die Räume eng machten - diese hingegen taten sich weiterhin mit der Chancenverwertung schwer, so dass es bis auf zahllose neue graue Haare bei Trainer Klaus Schmischke nichts Zählbares zu berichten gab.
In der 53. Minute schrieb der Fussball dann tatsächlich die erste Gelegenheit für die Karlsruherinnen, die mit etwas mehr Frische aus der Kabine kamen: als Anja Giraud im Abschluss deutlich über den Ball, zeigte die Hagsfelder Stürmerin deutlich, wie schnell die knappe Führung der Gäste ins Wanken geraten könnte - auch wenn der Spielverlauf dies keineswegs vermuten ließ. Diese Zweifel hielten aber nur genau einen Angriff, denn im Gegenzug fiel das 2:0 für den 1. FC Köln, wieder waren die Hauptakteurinnen Defterli und Fuss - doch nun bediente die türkische Nationalspielerin die Europameisterin mit einer Flanke von rechts, Fuss war völlig ungedeckt und konnte gar nicht anders, als den Ball ins Tor zu köpfen. Weiterhin spielten vor allem die Gäste, zu den auffällig engagierten und starken Hanebeck und Bender gesellte sich nun immer mehr eben die Kapitänin Fuss, die oft so viele Freiräume hatte, dass sie wie eine zweite Sturmspitze aus dem Mittelfeld agieren konnte. Klaus Schmischke vertraute in der Folge Nina Windmüller und Lena Schüth und bewies damit ein glückliches Händchen: in der 71. Minute bediente Hanebeck Windmüller, die mit einem angedeuteten Seitfallzieher mit dem 3:0 für die Entscheidung sorgte, vier Minuten später stibietzte die ehemalige Hamburgerin der Hagsfeld-Kapitänin Sarah Kniel den Ball an der Strafraumgrenze und bewies dann Mannschaftsgeist und gutes Auge, als sie nicht freistehend selber abschloss, sondern quer auf Schüth legte, diese hatte keine Probleme, das 4:0 zu erzielen. Bei diesem Stand blieb es dann letztlich auch, letztlich muss man das bittere Fazit ziehen, dass Hagsfeld mit dieser Niederlage noch eher glimpflich davongekommen war.

• Der Autor liest gerade Jeffrey Eugenides: Middlesex.

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