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Die grosse Hoffnung vor eigenem Publikum: als der ASV Köln am 4. März 2012 am Olympiaweg die Unihockey Igels Dresden empfing, wehte doch ein grosser Hauch von final4-Hoffnung durch Müngersdorf - empfing man doch
im Viertelfinale mit den Unihockey Igels Dresden zwar einen Bundesligisten, aber zumindest einen angeschlagenen Gegner aus der unteren Zone der höchsten deutschen Spielklasse. Eine ungewohnt volle Kulisse von 114
Zuschauern samt Vereins-Honorationen warteten so auf die kleine Sensation und die daraus folgende Dienstreise nach Hamburg.
Köln startete durchaus frech, hatte die ersten Chancen, dann kam aber auch Dresden schnell ins Spiel und hatte mit einem Lattenkracher von Nationalspieler
Erik Schuschwary die erste grosse Chance. In der 4. Minute jubelten dann aber die Fans der Heimmannschaft - Janne Bjerlestam brachte sein Team mit 1:0 in Führung. Das Spiel war schon sehr physisch - und ein Zweikampf leitete so auch
das 2:0 für Köln in der 6. Minute ein: in einem Zweikampf auf Höhe des Mittelbullypunkts kam ein Kölner zu Fall - das irritierte aber vor allem die Dresdener Abwehr, die Jan Ehmann völlig frei von der linken Seite aus der Distanz schießen ließ -
der ehemalige Nationaltorhüter zeigte hier Sniper-Qualitäten und traf genau halbhoch an den langen Pfosten. Ein klarer Stockschlag von Jan Ehmann und eine folgerichtige Zeitstrafe brachte dann Köln aber mächtig unter Druck: der notwendige Freischlag klatschte an die Latte und Jakub Konig scheiterte
frei am langen Pfosten, bevor Christopher Gruhne in der 10. Minute die Überzahl nutzte und den Ball dem sonst starken Tim Lentfer an den kurzen Pfosten legte. Doch unter dem Strich war der ASV in diesem Drittel das bessere Team und wurde durch einen Treffer von Florian Behler in der 13. Minute auch belohnt,
als ein Flachschuss an den langen Pfosten irgendwie in das Gehäuse von Georg Jahn durchrutschte. Doch vor allem Überzahlsituationen blieben auf beiden Seiten zu gefährlich - Köln beging die Dummheit, während einer Zeitstrafe gegen Marcel Schulze
selber in Person von Tuomas Kosola einen Spieler an die Einzelplätze am Spielsekretariat auszuleihen - und kaum war Schulze wieder auf dem Feld, legte er das Spielgerät in der 17. Minute zum Anschlusstreffer ins Netz. Dresden drehte nun richtig auf, Köln wirkte mit dem Tempo überfordert, aber musste letztlich
eine Minute später fiel so auch folgerichtig der Ausgleich durch Konik. Die Kölner Bemühungen schienen also nicht belohnt zu werden - doch zwei Sekunden vor der ersten Pause hatte der Floorball-Gott dann doch noch ein Einsehen: in Überzahl traf Kosola, als er nach einem Bjerlestam-Pass direkt mit einem Flachschuss abschloss.
Entsprechend euphorisch war die Grundstimmung in der ASV-Halle, führte man doch durchaus verdient. Dass diese Stimmung im Keim erstickte, versuchte Dresden von Anfang an im Mitteldrittel mit viel Druck zu erreichen - doch die Kölner Abwehr hielt dem Druck stand und konnte sich in mancher Situation auch auf Lentfer
verlassen. Es wurde nun aber auch immer physischer und nicklicher und barg so auch in der einen oder anderen Situation einen Fallstrick für die sehr bemüht pfeifenden Andre Kiethe und Dieter Ritgen. Unschöne Szenen gab es auf beiden Seiten, der negative Höhepunkt war dabei sicherlich eine Szene in der 32. Minute: Jan Ehmann gewann an der eigenen Bande einen Zweikampf gegen
Gruhne mit wohl fairen Mitteln, sein Gegenspieler rammte ihn dann aber- im Gegenzug ohne jede Chance zum Ball hart zu Boden - hier war eine Matchstrafe sicherlich notwendig, Dresden war hier mit einem Freischlag schon sehr vom Schicksal geküsst. Aber auch auf der anderen Seite gab es die eine oder andere Nicklichkeit, wenn auch nicht in dieser Schwere - unter anderem bekam Jahn
einen unsanften Schlägerstreichler von Ehmann ohne jede Chance auf den Ball zu spüren. Es wurde immer mehr ein Kampfspiel, erst in den letzten Minuten des Drittels konnten die Zuschauer dabei wieder gute Chancen für ihren ASV sehen - der dabei einfach die effektivere Figur machte: in der 37. Minute traf Behler mit einem Flachschuss nach einem Einschlag von Spielertrainer Niklas Eriksson. Als Konik in der Schlussphase nach einem dummen Schubser
gegen Ehmann auf der Strafbank saß, erhöhte Bjerlestam in der 40. Minute sogar noch auf 6:3 - nach den letzten Minuten des Drittels gefühlt nicht unverdient, auch wenn Dresden über so weite Phasen das aktivere Team in diesem Drittel war.
Köln war also nun nur noch zwanzig Minute von der Reise an die Alster entfernt - doch Dresden gab sich noch nicht auf: ein schöner Pass von Schuschwary in den Slot besiegelte das 6:4 durch Schulze in der 45. Minute, danach sorgten Strafzeiten für Überzahltore durch Gruhne (47.) und Janik Pfeiffer (48.) auf beiden Seiten. In der 46. Minute hatte zudem Jahn einen Tritt auf sein Bein abbekommen - der Dresdener
Goalie war in Folge schwer angeschlagen und konnte auch - so viel sei vorweggenommen - nicht einmal mehr das obligatorische Abklatschen zu Spielende mehr mitmachen. Es war eines der Knackpunkte dieser Partie, dass Köln aus dieser Verletzung zu wenig Profit ziehen konnte - gepaart damit, dass das Team in der Schlussphase zu undiszipliniert agierte und dabei vielleicht auch etwas Pech bei den Schiedsrichterentscheidungen hatte:
Christian Stanges Stockschlag in der 51. Minute war zwar sicherlich im Rahmen einer möglichen Bestrafung, andere ähnliche Situationen in dieser Partie waren aber unbestraft geblieben - bei dem sicheren Überzahlauftritten beider Teams eine teuflische Situation - so traf Konik in der 52. Minute zum 7:6 - und als der Tscheche nur 34 Sekunden später den Ausgleich erzielte, hatte Köln die sichere Zwei-Tore-Führung
schlichtweg zu einfach verschenkt. Ausserdem versagten die Schiedsrichter in dieser Phase einen Treffer von Pfeiffer aufgrund eines Schutzraumvergehens - die Fotos suggerieren, dass dies wohl eine Fehlentscheidung war.
Zunächst schien die Abwehr der Domstädter aber standzuhalten, doch dann folgten erneut Undiszipliniertheiten: Eriksson sperrte in der 56. Minute Konik klar und musste abkühlen - doch kurz nachdem sein Team diese Unterzahl überstanden hatte, wanderte Daniel Mahnken für Spielen ohne Stock an den lauschigen Platz am Spielgericht. 58:42 zeigte die Spielzeitanzeige, als Gruhne so in Überzahl das goldene Tor des Spiels erzielte - auf das 7:8 konnte der ASV
nicht mehr kontern, auch wenn sie mit sechs Feldspielern in der Schlussphase einer dramatischen Partie, die schon lange eher ein Gefecht war als eine Kampfpartie, noch einen Lattentreffer ansetzen konnte.
Denkbar knapp ausgeschieden, aber sicherlich viel Respekt und Sympathie gewonnen - so war wohl das Fazit der Kölner Lochballer, während vor allem der angeschlagene Georg Jahn mit nur einem Gegentreffer in den letzten 15 Minute zur Heldenfigur des Dresdener Spiels wurde.
| ASV Köln | | Unihockey Igels Dresden
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1 | Tim Lentfer (TW) | 55 | Georg Jahn (TW)
| 4 | Janik Pfeiffer | 4 | Cedric Winkler
| 5 | Christian Stange | 7 | Jens Schütze
| 6 | Tuomas Kosola | 19 | Philip Schramm
| 7 | Hannes Mützelfeld | 20 | Mario Gärtner
| 11 | Patrick Franke | 50 | Christopher Gruhne
| 13 | Mathis Ringe | 51 | Marcel Schulze
| 14 | Thomas Schlösser | 69 | Jakub Konik
| 17 | Florian Behler | 97 | Erik Schuschwary
| 18 | Jan Ehmann | |
| 19 | Sergej Simon | |
| 20 | Daniel Mahnken | |
| 21 | Manuela Spröwitz | |
| 22 | Niklas Eriksson | |
| 23 | Janne Bjerlestam | |
| 37 | Moritz Mörsch | |
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