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10. Februar 2006, was für ein Sporttag: während so geschätzte 700km südlich in Turin die Olympischen Winterspiele
eröffnet wurden (und sich irgendwo auf dem Weg dahin die Schweizer Unihockey-Nati mit Finnland duellierte),
begab ich mich nach Esch/Alzette in Luxemburg. Endlich wieder Daviscup - nach zweieinhalbjähriger Abstinenz. Nachdem
"mein Land" Indien in Korea sich Schneefall und den Gegnern erwehrte (und ein Wochenendtrip in die Nähe von Busan doch etwas schwierig gewesen wäre),
konnte ich mir endlich den Traum erfüllen, von meinem favorisierten europäischen Team zu berichten: das Großherzugtum hatte
in den letzten Jahren immer wieder mit bemerkenswerten Leistungen im Daviscup aufmerksam gemacht.
Für mich etwas überraschend warf der Luxemburgische Kapitän und Daviscup-Rekordhalter Johny Goudenbour
den jungen Hühnen Laurant Bram in das erste Einzel - ich hatte mit Gilles Kremer gerechnet. Für Portugal
ging Rui Machado an den Start, die Nummer 1 seines Landes und 254 der Weltrangliste. In der schnuckeligen,
rund 900 Zuschauer fassenden Halle fanden sich zu Spielbeginn vielleicht 150 Gäste ein, allerdings stieg diese Zahl
während der Partie merklich - auch Luxemburger müssen eben erstmal Feierabend machen :-)
Bram begann mit dem Aufschlag und hatte nur kleinere Probleme, diesen durchzubringen. Auch Rui Machados Aufschlag
war ungefährdet. Im dritten Spiel brachte sich Bram allerdings mit einem Doppelfehler in Bedrängnis, letztendlich lag er 30:40 zurück.
Erster Breakball, erstes Break: 2-1 Portugal. Die nächsten Aufschlagspiele verliefen allesamt sehr problemlos
für den Servierer. Laurent Bram kam allerdings immer besser in die Partie, so dass auch der Funke beim
Publikum immer mehr überzuspringen schien. Erster Satz, achtes Spiel, Portugal beim Aufschlag: auch hier sah wieder alles sehr sicher aus, Machado
hatte in den ersten beiden Punkten keine Probleme, doch Bram bliebt konzentriert und fand seine Chance: erst zwei einfache Punkte zum 30:30, dann ein traumhafter
Rückhand-Longline-Passierschlag: 30:40, Breakball. Auch hier galt "Take it? Make it!", Ausgleich, 4:4. Doch wirkliche Sicherheit
schien dieses Break Bram nicht zu geben: gleich beim nächsten Spiel wackelte er sich durch sein Aufschlagspiel, während sich Rui Machado keine Blöße gab. Bei 5-5 flatterten dann
Brams Nerven gewaltig: 0:40, drei Breakbälle für Machado - eine Chance, die sich ein Daviscup-erfahrener Spieler natürlich nicht entgehen lassen kann. Gleich der erste
Breakball wurde verwandelt. Machado brachte im zwölften Spiel den Satz dann nach Hause. Zwar gab Bram nicht auf und hatte sogar noch einen Breakball, der dritte Satzball gegen sich
war dann aber einer zu viel für den Luxemburger, der zwar bessere Schläge zu haben schien, aber deutlich ungleichmäßiger agierte und in den entscheidenden
Situationen einfach mehr Fehler machte als der Gegner und damit verdient den ersten Satz verlor.
Den Beginn des zweiten Satzes verschlief der Luxemburger dann komplett: sowohl im ersten als auch im dritten Spiel musste er sich bei eigenem Aufschlag einem
30:40-Rückstand erwähren, zweimal gelang dies nicht. Im fünften Spiel schien der Satz entschieden, der Druck bei Bram
gewichen und der Frust groß: dass man erst zweimal seinen Aufschlag abgibt, um dann Machado zu Null nach Hause zu hämmern, solche Phänomene
kann wohl nur der Sportpsychologe erklären. Wirkliche Spannung schien aber nicht mehr aufzukommen - Gilles Muller war auch schon seit längerem aus der Halle verschwunden, um sich
auf seinen Rubber vorzubereiten -, zumal Machado einen clean sweep bei eigenem Aufschlag hinterherspülte und Bram einen weiteren Breakball
bei eigenem Aufschlag abwehren musste. So stand es 5-2 für den Portugiesen bei eigenem und alle warteten darauf, dass er dem Leiden des Luxemburgers im
zweiten Satz doch ein Ende bereiten möge. Doch Bram zeigte ein weiteres Mal sein wirkliches Können: 0:40, der zweite Breakball saß. Die Halle merkte,
dass dieser Satz nun doch noch nicht entschieden war und verwandelte sich wieder in den Hexenkessel von Esch. Bram brachte seinen Aufschlag sicher durch, so dass
Machado ein weiteres Mal zum Satzgewinn aufschlug. 30-0 Portugal, mal wieder eine Situation, in der der Drops
schon fast gelutscht zu sein schien. Doch Totgeglaubte leben länger - und Bram konnte drei Punkte in Folge und einen Breakball erzielen. Aber auch hier
machte Machado die "big points" und brachte auch Durchgang 2 nach Hause. Zwar war Bram gegen Ende des zweiten Satzes
klar der bessere Spieler - wer allerdings die ersten vier Spiele eines Satzes so verschläft, kriegt letztendlich fast immer dafür
die Quittung.
Die Geschichte des dritten Satz ist hingegen leider relativ schnell erzählt: wieder lag Bram 0:4 zurück, bevor er sich etwas aufrappelte.
Zwar gewann er noch zwei Spiele und gestaltete damit das Ergebnis wenigstens ansehnlicher, letztendlich war sein Wille aber gebrochen - und das Spiel entschieden. Luxemburg
verliert das erste Match dieser Begegnung letztendlich verdient gegen einen konstanten Rui Machado, der diese Pflichtaufgabe
souverän erledigen konnte. Gerade in Relation zu seinem Ranking schlug sich Bram sehr beachtlich und konnte teilweise mit gutem Tennis glänzen.
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