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Als krönenden Abschluß der Kampen-Reise wählte ich das deutsch-deutsche Duell bei den
Mädchen. Technisch machte Neumann den etwas besseren Eindruck, was allerdings auch an der sehr behäbigen,
wenn auch im ersten Satz ausreichenden Beinarbeit ihrer Gegnerin lag - mental war Neumann, die sich offenbar
viel zu sehr unter Druck setzte, allerdings total unterlegen, streute in den unnötigsten Situationen
einen oder mehrere Doppelfehler ein und fand im ersten Satz, den sie mit 2:6 hochverdient abgab, nie zur Ruhe.
Danach verließ ich Kampen.
Eine Sportreise wie diese schreit auch immer danach, ein kleines Fazit zu ziehen. Das folgende Fazit sei losgelöst von dieser
Partie zu lesen und findet sich lediglich hier, da dies die lezte von mir besuchte Partie darstellte:
Zunächst einmal war
ich von dem Niveau beeindruckt, welches ein Teil der Spielerinnen und Spieler bereits in diesem Alter zeigten. Trotzdem
verließ ich mit sehr gemischten Gefühlen die Provinz Overijssel. Viele der Jugendlichen, bei vielen möchte ich lieber
"Kinder" sagen, stehen ganz offenbar unter einem enormen Leistungsdruck. Damit meine ich nicht den Druck,
den sie sich selber auferlegen, sondern vielmehr der Druck von außen, den Eltern und das Umfeld auf
diese jungen Atlethen auf ihre Kinder ausüben. In ein paar Kurzberichten habe ich ja auch explizit erwähnt,
dass die Kids regelrecht auf dem Platz psychisch zusammenbrechen. Sie sind auf einem solchen Turnier, um zu lernen, Erfahrungen zu
sammeln, in einem fairen Umfeld neue Spieler und Spielweisen kennenzulernen. Ob letztendlich dann ein
solches Turnier siegreich verläft, halte ich in diesem Alter für absolut unwichtig - man kann einem Sieg
allerhöchstens den positiven Aspekt abringen, dass am folgenden Tag dadurch ein weiteres Spiel und damit neue
Erfahrungen auf die Kids warten. Statt ihre Kinder auf diesem Weg des Lernens zu stützen, scheinen manche Eltern (besonders
ist mir dies bei meinen Landsmännern aufgefallen, zumal ich ja dort auch die Sprache verstehe...) sich mit den Ergebnissen
und Erfolgen ihres Schützlings profilieren zu müssen - und sehen dabei nicht, wie sehr sie ihrem
Kind schaden. Welche Wichtigkeit teilweise in diesem Alter bereits ETA-Ranglistenpunkte beigemessen werden, macht mir ehrlich gesagt
etwas Angst um die Zukunft des einen oder anderen anwesenden Kindes.
Die Arbeitsbedingungen schwankten von genial bis bescheiden, manche Turnierverantwortlichen schienen auch
nicht zu begreifen, welche große Chance und Möglichkeit und welche Öffentlichkeit die Anwesenheit von Sport-live.net / tennis-foto.de und tennisindia.org
als einziges präsentes Medium bedeutet und machten sich mir gegenüber pausenlos lächerlich. Schade, ich wäre aufgrund der
herzlichen Kontaktaufnahme mit dem dortigen Turnierdirektor lieber nach Meppel eine Woche später gefahren, dort bin ich sicher,
dass die Kids ein tolles Turnier erwartet - mich erwartet dort aber leider ein Bewerbungsgespräch - Zukunft planen ist wichtiger.
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