B-WM Halbfinale: Niederlande - Deutschland 4:6 (1:4, 1:2, 2:0)

Gleich nach dem wahren Highlight an Christi Himmelfahrt, dem Pressespiel Nordische Länder gegen Weltauswahl, bei dem die Weltauswahl mit 7:2 die Wende im internationalen Unihockey einleitete, stand das erste B-Halbfinale auf dem Programm. Deutschland gegen Niederlande, ein absolutes Derby, bei dem sicherlich Spannung garantiert war. Nachdem die Niederländer am Vortrag spielfrei waren und Deutschland gegen Spanien nicht überzeugen konnte, war die Favoritenrolle wohl plötzlich unerwartet an Gruppensieger Holland gewandert.
Was allerdings im ersten Drittel passierte, konnte so nicht erwartet werden. Die Niederländer agierten total nervös, allen voran Cynthia Littooij im Tor von "Oranje", die gleich mit zwei absoluten Torwartfehlern begann: in der zweiten Minute ließ sie einen vergleichsweise harmlosen Ball von Katja Timmel genau vor Ira Fochtmann prallen, die dankend zum 1:0 einschob, in der 7. Minute senkte sich ein hoher Ball von Anne-Marie Kochalski ins niederländische Tor - auch hier hätte Littooij den Ball einfach nur abfangen müssen. So führte man zwar 2:0 nach sieben Minuten, das allerdings absolut glücklich, denn die deutsche Defensive war alles andere als sicher, die Niederländer lancierten mehrere gute Angriffe, die aber bei der starken deutschen Torfrau Juliane Künzel ihr Ende fanden. Das bisher sehr langsame Spiel nahm wenigstens etwas an Fahrt auf. Die Niederländerinnen waren aber weiterhin ein Schatten ihrer selbst. In der 11. Minute lag der Ball nach einer undurchsichtigen Situation vor dem Tor wieder im Netz der Holländerinnen, als Torschütze wurde Nicole Kiss angegeben, ich hatte zunächst sogar auf ein Eigentor getippt. Am Ende einer Überzahl erhöhte dann Sandra Dirksen noch auf 4:0 (15.), die Niederländerinnen reklamierten hier, eventuell zurecht, einen Stockschlag gegen ihre Torfrau. Inzwischen war die sicherlich glücklich zustande gekommene Führung verdient, denn Deutschland musste nicht einmal gut spielen, um den Gegner problemlos zu kontrollieren. Den Schlusspunkt des Drittels setzte dann aber Suzan Hombergen. Ihr starker Schuss war unhaltbar für Künzel (16.).
Nach dem sehr einseitigen Drittel setzten die Niederländerinnen im zweiten Abschnitt das erste Ausrufezeichen. Erneut war es Hombergen, die in der 29. Minute traf, doch die Antwort der deutschen Mannschaft ließ nicht lange auf sich warten: Nicole Kiss ließ in der 32. Minute der niederländischen Torfrau keine Chance, eine Minute später traf Katja Timmel. 6:2 für Deutschland mit 32 Minuten auf der Uhr, das Spiel war praktisch entschieden - vor allem, weil die Niederländerinnen zwar bis dahin sich verbessert, aber keineswegs gut zeigten. Nach Timmels Treffer war aber dann auch das wieder vorbei, bis zum Drittelende sah man erneut eine sehr schwache Leistung des Teams in orange, Deutschland konnte, ohne zu überzeugen, das Spiel ganz sicher verwalten.
Auch im dritten Drittel verwaltete Deutschland das Ergebnis sicher. Zunächst tat man das sehr gut, dann traf völlig überraschend Faybienne Kollau in der 47. Minute zum 3:6, wovon sich die Deutschen erst einmal erholen mussten. In den nächsten Minute war eine deutliche Nervosität in Silke Ungers Mannschaft zu spüren, doch relativ bald beruhigte sich die Lage wieder - der Gegner war leider schlichtweg zu schwach an diesem Tag. Plötzlich keimte aber doch wieder Hoffnung im orangenen Fanblock aus. Deutschland sammelte innerhalb von 25 Sekunden zwei Zeitstrafen, zunächst ging Juliane Laws für Beinstellen, danach erwischte es Hilke Grosse für ein Handspiel. Die 5-3 - Überzahl spielte das Team von Jorg Andrée ganz souverän und so dauerte es gerade einmal 13 Sekunden, bis die Zweimann-Überzahl in ein Tor umgemünzt werden konnte (56.). Das restliche Powerplay brachte aber genauso wenig ein wie die hektische Schlussphase. Einmal landete der Ball noch, als die Niederländerinnen mit sechs Feldspielerinnen agierten, im deutschen Tor, doch die Schiedsrichter erkannten den Treffer wegen eines Stockschlags gegen Juliane Künzel nicht an.
Unter dem Strich reichte dem deutschen Team eine sehr ökonomische und glanzlose Leistung, um völlig ungefährdet gegen einen erschreckend schwachen Gegner ins Finale einzuziehen. Gegen Polen oder Ungarn wird man sicherlich anders agieren müssen, aber dieser Gegner hatte das deutsche Team einfach zu wenig gefordert.