Polen - Ungarn 6:0 (5:0, 1:0, 0:0)

Die Estinnen hatten nach ihrer Niederlage gegen die Slowakei zu sehr die Köpfe hängen lassen, gab es doch noch für ihren Einzug in die Schweiz eine realistische Chance - dafür war nun im Abschlussspiel des 5. Februars allerdings ungarische Schützenhilfe vorausgesetzt, die auf die Gastgeberinnen trafen und, um die Fahrt in die Heimat mit dem einen oder anderen Fässchen Saku-Bier zu versüssen, diese bezwingen mussten. Allerdings wäre dies nicht nur reine Nächstenliebe gewesen, Ungarn brauchte aus seinen zwei verbleibenden Spielen auch aus rein touristischem Interesse noch mindestens einen Punkt, um die Hotelpreise in St. Gallen im Dezember zu geniessen.
Die ersten Minuten verliefen so, wie man sich eine solch entscheidende Partie zwischen zwei Teams, die bisher beide nicht vollends überzeugten, vorstellt: nervös, abwartend, Polen verbuchte dabei vielleicht einen leichten Punktsieg, aber keineswegs entscheidende Treffer. Der erste Treffer fiel dann aber nach knapp vier Minuten in das Tor von Borbala Teleki, die bei einem Schuss ins lange Eck von Maja Stenka alles andere als WM-tauglich aussah und Martyna Rzepa einen einfachen Nachschuss zur polnischen Führung schenkte. Ungarn schien sich von diesem ersten Haken gerade zu erholen, als Adrianna Kwiecinska in der 8. Minute mitten ins ungarische Herz traf - und das allerdings aus zentraler Position auch geradezu zelebrieren konnte, da sie seelenruhig massnehmen durfte - die ungarische Abwehr wirkte zu diesem Zeitpunkt wie ein Hühnerhaufen. Zwei Minuten später versaute sich Vivien Jetzin selber ihren 18. Geburtstag, als sie Natalia Legowska geradezu als letzte Verteigerin den Ball schenkte und diese dann Teleki Treffer Nummer drei einschenkte. Es war sicherlich nicht Telekis Schuld, dass Ungarn vor 390 Zuschauern in der an sich nur 300 Zuschauer fassenden Halle völlig unter die Räder kam, aber nur 30 Sekunden später zeigte Magdalena Krzystyniak der ungarischen Nummer 1 schmerzhaft auf, wie dämlich ein Schuss an den offenen kurzen Pfosten aussah. Man konnte der ungarischen Mannschaft nicht den Willen absprechen, aber weder offensiv noch defensiv stimmte das Spiel der Magyarinnen - und das gegen einen Gegner, der an sich auch nicht brillierte. Die zweiten zehn Minuten verliefen dabei etwas ausgeglichener, Ungarn hatte erste Chancen, lief aber vor allem bei eigenen Attacken in gegnerische Konter. Bezeichnenderweise erzielte Karolina Dutkiewicz, die bis dato ein schwaches Turnier gespielt hatte, den fünften Treffer in der 16. Minute - dass die etwas korpulente und schwerfällige Dutkiewicz eine der härtesten polnischen Schützinnen ist, hatte sich dabei in die offenbar völlig desolat eingestellte ungarische Abwehr nicht herumgesprochen.
Bei den fünf Treffern blieb es dann auch bis zur Pause und an sich kann man, wenn man noch kurz Malgorzata Pazios 6:0 in der 22. Minute erwähnt, das Spiel in den restlichen 40 Minuten schnell zusammenfassen: es war grausam - auf beiden Seiten. Ungarn war bemüht und investierte an sich dafür, dass am Folgetag das Entscheidungsspiel gegen Slowenien anstand, viel zu viel Kraft, die Angriffe waren aber unpräzise, viel zu viel Laufspiel ersetzte das Passspiel und nahezu jede ungarische Angriffsbemühung endete in einem polnischen Konter. Es hätte am Ende ein Ergebnis von zehn, fünfzehn Toren für Polen sein müssen, wenn diese nicht andauernd an der eingewechselten Enikö Karpati im ungarischen Tor gescheitert wären und aber vor allem auch vollkommen fahrlässig mit diesen Gelegenheiten umgegangen wären. Letztlich war das Torepolster zu hoch und die Gegnerinnen zu schwach, als dass Polen hier noch hätte ins Wanken geraten können - der mit gerade einmal acht Torschüssen fast schon geschenkte Shut-Out für Mariola Szarmach spricht hier Bände. Polen duselschaukelte sich somit in die Schweiz, die Estinnen sassen zum Glück nicht auf der Tribüne - sonst wären sie am Ende sicherlich noch viel enttäuschter gewesen, dass sie das WM-Ticket gegen zwei so weit fernab ihrer Bestform spielenden Teams nicht aus eigener Kraft hatten lösen können - ein eventueller slowenischer Sieg gegen Ungarn am Schlusstag würde immer noch estnische Reiseträume erfüllen.


  Polen   Ungarn
31 Mariola Szarmach (TW) 18 Borbala Teleki (TW)
1 Klaudia Jaczewska (TW) 21 Enikö Karpati (TW)
2 Bogna Zielenkiewicz 4 Dominika Aleksic (TW)
7 Malgorzata Pazio 2 Vivien Jetzin
8 Agata Kolesinska 5 Judit Meszaros
9 Maja Stenka 6 Nora Susztak
10 Irena Mroch 7 Nora Mayer
12 Adrianna Kwiecinska 8 Zsuzsanna Tilk
13 Agata Plechan 9 Nicole Vertesi
18 Martyna Rzepa 10 Veronika Szarvas
22 Magdalena Siuta 12 Vivien Varadi
24 Magdalena Krzystyniak 14 Anna Harmat
37 Karolina Dutkiewicz 15 Brigitta Radacsi
69 Marta Stachowiak 16 Fanny Sandorovszky
83 Karolina Piekarczyk 19 Reka Kovacs
88 Natalia Legowska    
89 Hanna Samson    
91 Julia Jurkowska    
96 Bugajska Kinga